Die Rheinpfalz, 4.10.2003:
SCHILLERNDE HEKTIK UND SCHATTENGESTALTEN
Das Gesicht der modernen Stadt: Die Ludwigshafener Malerin Christine Hohmann zeigt es in Bad Dürkheim
Die Bilder, die Christine Hohmann derzeit im Bad Dürkheimer Dorint-Hotel ausstellt, führen aber auch die andere Seite des Stadtlebens vor: Und die zeigt sich in den Gestalten derer, die dort leben. Menschen in den mit Acryl oder Öl gearbeiten Darstellungen bleiben oftmals schattenhafte Schemen, anonyme Gestalten ohne Gesichtszüge. Mal sind sie vereinzelt ins Bild gesetzt wie in "Warten", mal stehen sie aufgereiht an einer Haltestelle wie in "Singapore", und über ihnen wuchern geradezu die grell bunten Leuchtschriften der Reklametxte. Durchweg wirken diese Gestalten isoliert und einsam.
Die Serie "Stadtfassaden" wiederum setzt wie in Collagen architektonische Elemente wie plakatierte Gebäudeteile und menschliche Gesichter in Beziehung zueinander, hinzu kommen immer wieder Schriftzüge oder Schlagzeilen aus Zeitungen. Da tauchen Worte auf, die das Leben und die Gesellschaft des modernen Menschen wie flüchtige Schlaglichter beleuchten. "In den Raum gestellt" heißt passend ein ähnliche gearbeitetes Bild auf dem wie hinter Glasfassaden verschwommen Gesichter oder Körper auftauchen.
Manche der Bilder wirken aus der Distanz wie Fotografien, andere wieder sind fast expressionistisch gemalt : mit harten und grellen Strichen hat Christine Hohmann etwa die nächtlichen Straßen von "Detroit" gestaltet und die unruhigen Lichtblitze und Lichterschlangen der Autoscheinwerfer nachempfunden. Wann wenn nicht nachts zeigen Städte ihr hintergründiges Doppelgesicht? Die Städte bei Nacht thematisiert die Künstlerin in "Night-Light" oder "Leucht-Türme" oder aber aus großer Distanz wie im "Anflug bei Nacht", wo aufgespritzte gelbe Punkte das Lichtermeer einer Stadt darstellen.
Taucht der Mensch erst in diese Welt ein, muss er oft feststellen: Das Licht der Wolkenkratzer-Architektur ist kühl und gleißend, es lädt ihn nicht ein mit behaglicher Wärme. Und was die Künstlerin als "Ausweg" malt - nämlich die kalte nüchterne Ausfahrt aus einen Parkhaus - das ist ein Weg mit ungewissem Ausgang