Pressestimmen
Anklicken zum Vergrößern

Die Rheinpfalz, 31.08.2000:

MIT DEM ZEICHENSTIFT IN DIE VERGANGENHEIT

Arbeiten auf Papier von Christine Hohmann im Schillerhaus in Ludwigshafen-Oggersheim

Auch auf Papier arbeitet die Künstlerin zweigeteilt. An den Wänden reihen sich abstrakte Bilder, die nach ihrer Machart und strengen Organisation in die konkrete Richtung weisen. Christine Hohmann hat ihnen so blumige Titel wie "Riff", "Alcatraz", "Kleine Antillen", "Glut", "Atoll" oder "Lava" gegeben. Die Idee sei ihr auf einer Reise gekommen, erklärt sie. Der Ansatz ist also weiterhin spontan und subjektiv. In der Ausführung wird jedoch expressiver Ausdruck durch eine Komposition ersetzt, die sich weitgehend aus der Machart ergibt.
Christine Hohmann bearbeitet dünne Kartons mit dem Lötkolben. Die dabei entstehenden Ausbrennungen mit den charakteristischen Rändern organisiert sie in geometrischen Mustern. Wenn sie zwei oder drei solcher Blätter übereinander legt, ergeben sich interessante, räumliche gestaffelte Durchsichten, die sich variieren lassen. Aufgesprühte Lackfarben, eine Art Nachhall auf die expressive Malerei, geben den Arbeiten eine metallische Ausstrahlung. Eins der Bilder ist nur gesteckt und ohne Verglasung. An den Rändern lässt sich deutlich erkennen, in welcher Weise die Kartons übereinander gelegt sind.
In Vitrinen werden Zeichnungen in Graphit und Pastell präsentiert, die in Motiv und Ausführung dem genius loci entsprechen: Bücher mit Pfeife, Buch mit Eisenkette, Bücher mit Tierschädel, Buch mit Weinglas und Kette. Oder: Lavastein mit Kerzen, Lavastein mit Flasche, Tuch und Stein, Geige mit Seil, Geige mit Kette. Es sind inszenierte Stilleben, in denen jedes Teileine archetypische Bedeutung hat, die sich in der Wiederholung magisch steigert. Der Stil erscheint fotorealistisch. Das Papier der Buchstaben, das Holz der Geige, das Eisen der Kette und die Textur des Steins meinen wir greifen zu können.
Fast sieht die Flamme der Kerze so natürlich aus, als würde man sich den Finger verbrennen, wenn man hineinlangt. Aber eben nur fast. Die Gegenstände schweben unwirklich in der weißen Papierfläche. Ihre Räumlichkeit wird durch überfein nuancierte Lichtflächen und Schattenschraffuren raffiniert vorgetäuscht. Bewusst werden dabei von der Künstlerin zeichnerische Traditionen aufgenommen und diszipliniert weitergeführt. Indem sich der Stift auf wenige Objekte konzentriert und diese gewissenmaßen nostalgisch arrangiert, lässt er den Betrachter jene Vergangenheit erleben, die sich mit den Gegenständen verbindet.