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Die Rheinpfalz, 12.02.2000:

DIE MUSIK KENNT VIELE FARBEN

Bilder und Zeichnungen von Christine Hohmann im Gemeindehaus in Ludwigshafen-Friesenheim

Die Gemälde haben Musik zum Thema, genauer: Musiker, noch genauer: Jazz-Musiker. Sie zeigen in der Regel eine Figur mit Instrument: Klarinettist, Posaunist, Saxophonist, Pianist, Sänger mit Mikrophon oder Notenblatt. Die Figur besteht aus farbigen Linien und Spritzern, sie schwirrt in Bewegung und Licht. Um diese Wirkung zu erzielen hat Christine Hohmann eine eigene Technik des Farbauftrags entwicklet, die vom Auge mit Tönen, mit Atmosphäre, mit Dynamik gleich gesetzt wird. Die Konturen zerfleddern, Linien wehen wie im Sturm oder ballen sich zu Energiezentren zusammen.
Viele Figuren und die Blechblasinstrumente leuchten in goldenem Gelb. Einige Figuren sind rot. Der Hintergrund ist meist violett gehalten, was durch den pointillistischen Farbauftrag wie rauchig wirkt und im Zusammenwirken mit Gelb und Rot jazzigen Klang suggeriert. Neben den Figurenbildern gibt es einige Bilder von Instrumenten, die wie lebende Wesen erscheinen, Brüder der Musiker. Wenige Bilder enthalten Collageteile. In Christine Hohmanns Malerei erscheinen sie als Nebengleis.
Um ein Hauptgleis handelt es sich bei den Zeichnungen, obwohl diese bisher noch niemals ausgestellt wurden. Genauste Wiedergabe, feinste Schattierungen, delikate Farbvaleurs in den Pastellen - es fällt schwer zu glauben, dass sie die nämliche Hand der Musik-Power-Bilder akribisch gestrichelt hat. Alle Blätter sind Stlleben. In zarter Sensibilität kehrt als einziges Musikinstrument die Geige wieder. Weitere Motive sind Bücher, Pfeife, Weinglas, Kerzen, Spielkarten, Brille, Autoschlüssel und Handschuhe, Flasche, Lavastein; lauter alte, ehrwürdige, gemütliche, fast museale Dinge, wie aus einer anderen Zeit.
Die Zeichnungen entstehen parallel zu den Bildern. "Immer dann, wenn ich spüre, dass ich mich wieder einmal disziplinieren muss", sagt Christine Hohmann. Vielleicht gibt es deshalb so viele Seile und Ketten auf den Bildern. Oft sind die Gegenstände damit zusammengebunden. Den Stilleben gibt dies einen surrealistischen Zug. Die Dinge, die sie zeigen, stehen für Vergangenheit, die zum handlichen Packen zusammengeschnürt und bewahrt wird - oder die einschnürt und ankettet, wie die edle Zeichenkunst, die Christine Hohmann perfekt beherrscht, um sich dann mit explosiver Energie wieder von ihr zu befreien.