Die Rheinpfalz, 27.08.2010:
NETZWERKE ZWISCHEN KÜNSTEN UND ORTEN
Die Künstlerinnengruppe
Zehn Künstlerinnen gehören der Gruppe derzeit an. Zusätzlich werden neun weitere die Jubiläumsausstellung mit ihren Werken bestücken. Diese kommen aus den befreundeten Gruppierungen "Facetten" in Altrip und "Frauen-Kunst-Kultur" im Kreis Bergstraße. Außerdem werden Gäste aus dem französischen Rennes und aus Kleinmachnow bei Potsdam, wohin "Kunstfaser" enge Beziehungen unterhält, erwartet.
Die Ausstellung trägt den Titel "Netzwerke". Katrin Kirchner aus Mutterstadt, eine der Autorinnen bei "Kunstfaser", hat allen ausstellenden Künstlerinnen bis nach Rennes und Kleinmachnow ein Stück Netz zukommen lassen, die sie in ihr Kunstwerk einarbeiten sollen. "So laufen unsere Ausstellungen gewöhnlich ab", erzählt Luz Victoria Nolte, die einzige Bildhauerin in der Gruppe. "Es gibt ein gemeinsames Thema, und jeder hat die Freiheit, es auszugestalten."
Die allererste Ausstellung trug so den Titel "flachsblond, himmelblau, rübenkrautgrün". Sie war im Mai des Jahres 2001 ebenfalls im Rathaus in Mutterstadt und im dortigen Wasserturm zu sehen. Und im September wurde sie noch einmal während des rheinland-pfälzischen Kultursommers in Altrip gezeigt. Malerei, Installation, Keramik, Relief und Literatur waren in der Ausstellung vertreten.
In der Gruppe "Kunstfaser" finden sich nicht nur verschiedene Künste zusammen. Die Künstlerinnen kommen auch aus verschiedenen Orten : Ludwigshafen, Altrip, Mutterstadt, Maxdorf, Limburgerhof, Dannstadt und Beindersheim. Die enge Beziehung zu Mutterstadt ergibt sich aus den Anfängen der Gruppe.
1999 fanden in Mutterstadt unter reger Beteiligung der Bevölkerung Frauenkulturtage statt. Noch während der Vorbereitung gab es die Idee, eine Künstlerinnengruppe zu bilden. Sie erhielt zunächst den nüchteren Namen "Dokumentation der Mutterstadter Frauenkulturtage" und präsentierte am internationalen Frauentag im folgenden Jahr ihre Dokumentation. Viele Künstlerinnen aus Ludwigshafen und dem Kreis wurden so auf die neue Gruppe aufmerksam und wollten mitmachen. Sie gaben sich den Namen "Kunstfaser". Der Wortbestandteil "Kunst" sollte die gemeinsamen Ausrichtung anzeigen, der Bestandteil "Faser" die Vernetzung der verschiedenen Kunstrichtungen ausdrücken. Die Herkunft aus den Frauenkulturtagen trug der Gruppe auch das Wohlwollen der Mutterstadter Gleichstellungsbeaufrtagten ein. Früher war dies Renate Kern, inzwischen ist es Gabriele Kercher.
"Lippenbekenntnisse", "Am Faden der Zeit", "Periphere Begegnungen", "Kunst-Faser-Bilder-Buch" oder auch einfach "Kunstfaser" hießen weitere Ausstellungen in den folgenden Jahren. Mit ihnen realisierten die Frauen nicht nur ihre Idee, unterschiedliche Kunstrichtungen zu vereinen, sondern auch an ungewöhnlichen Orten auszustellen. Solche Orte waren zum Beispiel das Rheinufer in Altrip, der Gewölbekeller einer Sektkellerei, eine Scheune oder ein ehemaliges Waschhaus in Rennes. Die engen Beziehungen in die Bretagne kamen durch Angelika Wahl-Roblot, die einen Bretonen geheiratet hat, zustande. Für die Kontakte nach Kleinmachnow bei Berlin sorgte die umtriebige Ludwigshafener Künstlerin Christine Hohmann.
Männer sollten sich von der Frauengruppe übrigens nicht abschrecken lassen. Ihr Leitspruch heißt : "Nichts gegen Männer, sondern Kunst für Frauen".