Laudatio von Dieter Dietrich, 14.03.2019:
FREIRÄUME
Vernissage im Club Arte Galerie Mannheim
Mit ihrem gestischen Ansatz verdeutlicht uns die Künstlerin bei den Acryl – Collagen die Erfahrungsräume des Alltags, in denen angedeutete Plakatfragmente mit architektonischen Körpern in Beziehung treten und mit einander verschmelzen. Artefakte der Großstadt, Bruchstücke des pulsierenden Lebens.
Ihre Farbflächen erscheinen zunächst fest und undurchdringlich, jedoch im Prozess des Rezipienten veränderlich und hypnotisierend. Wie die Konglomerate der Ballungsräume in den Städten.
Die Farbschattierungen in den Werken sind bewusst angelegt. Das Auge des Betrachters lotet das Verhältnis der autonomen Strukturen zum expressionistischen Gestus aus.
Die Künstlerin schafft mit ihrer Arbeit eine Gleichzeitigkeit von Statik und Dynamik, die sich das komplexe System aus Ordnung und Chaos zum elementarsten Thema macht.
Sie schafft mit ihrem Werk den hybriden Frageraum, der die Aktualität der Anonymität und Vereinsamung in den urbanen Agglomeraten der als grundlegendes Untersuchungsfeld hervorhebt
Gleichzeitig reißt die Künstlerin den Betrachter aus dem Raum der bekannten und geordneten Identität heraus und wirft ihn in die Zeit des Zwiespalts und der Desorientierung. Die Exponate sind in ihrer Aussage mehrdeutig und vielschichtig. Zeit und Raum verschwimmen, entgleiten der Kontrolle. Der Betrachter wird aufgefordert, sich mit der Ambivalenz von Inhalt, Komposition und Bildstruktur auseinanderzusetzen. Die Bilder entziehen sich einer eindeutigen Lesbarkeit.
Es geht hierbei vornehmlich um seismographisches Erkennen, um wechselseitige Neugier und Anziehungskraft – um Wirklichkeitskonstruktionen, die nicht realistisch er - fassbar sind.